Ein Abstecher nach Nicaragua

Kurz vor unserem Abflug von Mexiko nach Costa Rica hatte Adri sich in den Kopf gesetzt, unbedingt einen Teil Nicaraguas sehen zu wollen. Das war auch insofern praktisch, weil Costa Rica bei der Einreise ein Weiterreiseticket verlangt. So buchten wir spontan einen Bus von San José nach Granada. War nicht so einfach, diese Busse sind im voraus zu buchen. Von fünf Busunternehmen boten nur zwei eine Onlinebuchung an. Eines hatte nur um vier Uhr nachts eine Busverbindung. Die Onlinebuchung beim anderen bestand aus dem Ausfüllen eines Formulars und einer Paypal Zahlung pro Fahrgast. Woraufhin ca ein Tag später einem zwei  Tickets als Worddokumente zugeschickt wurden. In diesen waren mehrer Angaben aus dem Onlineformular falsch übernommen. Wer braucht schon das richtige Geburtsdatum oder Passnummer in einem Ticket welches dem Grenzbeamten bei der Einreise eigentlich vorzulegen ist …. (eigentlich, denn vielleicht aufgrund unseres deutschen Passes oder unserer verschwitzten Erscheinung oder purem Zufall wollte niemand unsere Weiterreisetickets sehen).

Die Reise von Costa Rica nach Nicaragua gestaltete sich etwas abenteuerlich.

Morgens fanden wir mit Hilfe des Taxifahrers an einer „Autobahn“ die unbeschriftete Bushaltestelle im Nirgendwo und dort überprüften wir eine gute Stunde lang jeden vorbeifahrenden Bus daraufhin ob es der unsrige sei (der kam dann irgendwann doch noch und hielt sogar).

Der Grenzübertritt verlief dann mehr als chaotisch. Es muss eine Ausreisegebühr bezahlt werden, aber nicht bei den Grenzbeamten (Kampf gegen überhöhte und in die eigene Tasche gesteckte Gebühren), sondern am Automaten. Den Reisenden vor uns gelang es im vierten Anlauf an diesem Automaten die Gebühr zu bezahlen. Nachdem wir alle Kreditkarten ausprobiert hatten, bei jedem Versuch brav unsere Passdaten neu eingaben und immer noch keine Zahlung möglich war,  fanden wir dann mit drei Mal fragen (so viel zu hilfsbereiten Einheimischen oder gar Grenzbeamten) heraus, dass man auch bar bezahlen kann. Dafür muss man nur ein paar hundert Meter zurück und ein Häuschen finden. Der Bus hupte und der Gehilfe des Fahrers stand genervt daneben (statt uns zu sagen was zu tun sei).

Zurück zum Grenzbeamten, Stempel, weiter zur nicaraguanischen Seite. Der Gehilfe des Busfahrers sammelte unsere Pässe und 14$ pro Person ohne ein Wort der Erklärung oder zumindest ein zutrauliches Lächeln ein. Nächster Halt: Grenzbeamte von Nicaragua. Unsere Pässe waren verschwunden, keiner erklärte was und die anderen Fahrgäste stiegen aus. Also wir auch. Draußen wartete ein Gedränge von Leuten, die Handy-Simkarten, Essen und nicaraguanisches Geld verkaufen wollten und ununterbrochen auf uns einredeten. Wir liefen in die logisch sinnvolle Richtung mit all unseren Rucksäcken („Martin, glaubst du, wir werden jetzt hier ausgesetzt?“) weil die anderen das auch taten. Zur Gepäckkontrolle wurden wir aber ins Hinterzimmer geschickt und standen danach auf der anderen Seite des staubigen, von Handykartenverkäufern und Geldwechslern strotzenden Nirgendwos. Ohne Pass. Ohne Bus. Als der Bus dann ankam und in unseren Pässen sogar Stempel und Touristenkarten waren, waren wir dann doch erleichtert. (Lektion des Tages: Nächsten Grenzübergang selbst und ohne wartenden Bus bestreiten). Glücklich kamen wir in Granada im Hostel an, in dem wir unglaublich herzlich empfangen wurden.

Granada ist eine wirklich schöne ehemalige Kolonialstadt. Das einzige, was uns wirklich erschreckte war die hohe Anzahl der Obdachlosen, Bettler und vor allem klebstoffabhängiger Kinder. Sogar junge Kinder ab 5 Jahren sahen wir mit Flaschen in der Hand und einige von den älteren verhielten sich aggressiv oder völlig verrückt.

Wir machten eine Bootstour um die rund 350 Inseln im Lago Nicaragua (dem einzigen See in dem es Süßwasserhaie gibt) und eine Tour zur Laguna Apoyo, einem (sehr tiefen) See in einem Vulkankrater sowie zum Krater des aktiven Vulkans Masaya nach Sonnenuntergang. Dort kann man direkt an den Kraterrand fahren und in die Lava gucken. Aber natürlich ist alles ganz sicher, denn die Autos müssen in Fahrtrichtung parken, sodass bei einem Ausbruch alle die kleine Bergstraße schnell runterfahren können und man darf auch nur 15 Minuten am Kraterrand bleiben wegen der giftigen Gase (ehem…).

Dann wurden wir leider zur gleichen Zeit krank und hingen einige Tage in Granada fest. Etwas gruselig war Adris nächtlicher Krankenhausbesuch. Unsere Hostelinhaberin bestand darauf, uns zu begleiten. Man kann kein Taxi rufen, sondern muss eins auf der Straße ranwinken. Als wir eins fanden, sagte sie ihrem Angestellten, er solle sich die Nummer notieren. Als wir den Rückweg antreten wollten vom Krankenhaus, riet sie uns in nächster Nähe des bewaffneten Polizisten zu bleiben bis wir ein Taxi gefunden hätten, welches der Polizist als sicher erachte. Merke: in nicaraguanischen Städten am besten nie nachts ein Taxi benötigen….

Wieder gesund ging es weiter zur Isla Ometepe, einer Insel mit zwei Vulkanen. Auf der Fahrt hüpften wir einmal in der Pampa aus dem Taxi  weil der Taxifahrer uns zu viel Geld abknöpfen wollte. Das Spiel „neh, der Taxipreis ist pro Person und nicht für das ganze Taxi“ kannten wir bereits. Auf der Insel unternahmen wir Touren mit dem Roller und dem Fahrrad und sind ein wenig gewandert. Zudem hatten wir eine Unterkunft in einem Landgut, einem riesigen alten Holzhaus am Fuße des Vulkans mit Blick ins Grüne. Wunderschöne Sicht, nur leider vom Dorf aus 25 Minuten zu Fuß. Außerdem hat im Zimmer ein Skorpion (ungiftig, Stich angeblich so schmerzhaft wie 10 Bienenstiche) Martins Bein mit einem Baum verwechselt. Martin den Skorpion jedoch mit einer Bremse, sodass dieser einfach mit der Hand weggehauen wurde.

Aus gegebenem Anlass: Nicaragua trainiert auch.

Zum Schluss ging es nach San Juan del Sur an die Pazifikküste mit dem Ziel, ein paar Surfstunden zu nehmen. Das war dann leider nicht möglich, weil wir die Buchten in diesem Zustand vorfanden:

mit den größten Wellen seit 20 Jahren.

Ein kleiner Anfangsschock war auch der Anblick der Bucht, wo ein Fluss zwei Stadtteile trennt und ins Meer fließt. Dort wollten wir über die Brücke um zu unserer Unterkunft auf der anderen Seite zu kommen. Dort wo vor zwei Jahren mal die Brücke war und Google-Maps sie noch vermutet: ein gähnendes Nichts und ein Warnschild im Wasser. Es blieb einem nicht viel anderes übrig als Schuhe aus und durchwaten. 

Am letzten Tag entdeckten wir, dass man bei normalen Wellen ganz entspannt am Strand entlang laufen kann…

Jesus erleuchtet

2 Gedanken zu „Ein Abstecher nach Nicaragua“

  1. Schöne Fotos am Morgen, von Sestra und Martinus, juhu. Manche Sachen sehen wirklich fast surreal aus. Das Licht und der Nebel, hach, wie schön.

  2. Sooooo beautiful pics!! Great start for the working day in Berlin!! Of course didn’t read the full text..i would need like 1 day for this 😛 Have fun guys and take care!

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